30 Jahre F&S BONDTEC in Braunau werden gefeiert

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30 Jahre F&S BONDTEC in Braunau werden gefeiert

Gute Verbindungen sind die Basis des geschäftlichen Erfolgs, sagt man gelegentlich. Dass man das auch im technologischen Sinn wörtlich nehmen kann, wurde beim dreißigjährigen Jubiläum von F&S BONDTEC in Braunau deutlich: die Mittelständler sind nämlich auf Maschinen spezialisiert, die perfekte Stromverbindungen herstellen. Kurz gesagt, werden damit Halbleiterchips mit Stromsignalen versorgt, also verdrahtet.

 

Und wie passiert das genau? Siegfried Seidl, MAS, schon seit Anfang bei der Firma und inzwischen Inhaber, erklärt: „Diese Drahtverbindungen sind mit 25 Mikrometern, also 25 Tausendstel Millimetern, nicht einmal halb so dick wie ein Frauenhaar. So ein Draht wird an dem Kontaktpunkt auf dem Siliziumchip per Reibschweißen befestigt. Und das ist genau so einfach, wie es klingt: der Draht wird auf dem Kontaktpunkt angerieben und verschweißt damit. Wir nennen das Bonden.“ Ganz so einfach ist das freilich nicht: damit die beiden Partner eine feste Verbindung miteinander eingehen, müssen ihre Atomgitter in direkten Kontakt kommen, und das erledigen die Maschinen aus der Industriezeile, die übrigens Drahtbonder heißen, mit der richtigen Kombination aus Druck, Temperatur und einer Reibbewegung, die mit Ultraschall abläuft, damit das auch schnell genug geht.

Bondkopft mit Mikroskop

Warum das ausgerechnet in der beschaulichen Stadt am Inn passiert, hat eine lange Geschichte. Bis in die 1990er Jahre gab es ein AEG-Telefunken-Werk, wo Halbleiter-Bauelemente hergestellt wurden. Der letzte Fertigungsschritt war das Kontaktieren der Chips mit Drähten, eben das Drahtbonden, und dazu wurden Geräte der Münchner Firma Delvotec eingesetzt. Als Telefunken dann beschloss, diese Fertigung wegen ihrer Lohnintensität nach Fernost zu verlagern, standen viele Mitarbeiter, darunter auch Siegfried Seidl, ohne Jobs da. In München, bei Delvotec, hätte man die Spezialisten gut brauchen können, aber einen Innviertler von daheim wegzulocken, war aussichtslos. So erzählte Dr. Farhad Farassat, der damals die Firma Delvotec in einem Management-Buyout selbst übernommen hatte, während der Jubiläumsfeier vor gut hundert Gästen aus Wirtschaft und Lokalpolitik in einem launigen Rückblick. Was tun? Ganz einfach, man brachte halt die Firma zu den Innviertlern und gründete eine Zweitfertigung im damals neu eingerichteten Techno-Z. Im Oktober 1994 war das, und die ersten drei Mitarbeiter teilten sich einen Raum, aber schon kurz darauf wurde der zu klein. Die erste Neuentwicklung, ein halbautomatischer Drahtbonder, schlug nämlich derart auf dem Markt ein, dass schon fünf Jahre später ein eigenes Gebäude schräg gegenüber bezogen wurde, und das wurde bis heute mehrfach erweitert, so dass mittlerweile fast 50 Leute Geräte zum Bonden und auch zum Testen herstellen.

Die Maschinen gehen in die ganze Welt, fast 2.500 sind es inzwischen. Ein richtiger „Hidden Champion“ ist F&S BONDTEC also. Vor allem in Forschung, Entwicklung und Pilotfertigung werden sie bevorzugt eingesetzt, und die Kundenliste ist ein wahres Who-Is-Who der Industrie. Da ist es kein Wunder, wenn die Drahtbonds der Braunauer Maschinen quasi überall auftauchen. DI Johann Enthammer, seit diesem Jahr Geschäftsführer Technik, erzählt nicht ohne Stolz: „Die Solarpaneele an den Satelliten von Airbus werden mit unseren Bondern gefertigt. Die fliegen also in 36.000 Kilometern Entfernung im Weltraum herum. Und am anderen Extrem sind Bohrköpfe, in denen Sensoren mit Drahtbonds arbeiten, und die mehrere tausend Meter in die Tiefe bohren.“

Da stellt sich natürlich auch gleich die Frage nach der Zukunft. Das weitere Wachstum sieht nicht schlecht aus, denn von der örtlichen HTL kommen immer wieder tüchtige Absolventen und vor allem auch Absolventinnen. Das betont Miriam Seidl, M.Sc., die Tochter des Besitzers, ebenfalls seit diesem Jahr als COO in die Geschäftsführung aufgerückt. Mit ihren beiden Geschwistern macht sie den Familienbetrieb komplett. Sie ist stolz auf die Frauenquote von 30%, recht hoch für einen Ingenieurbetrieb, und erst recht darauf, dass auch in der Geschäftsführung der gleiche Frauenanteil herrscht.

Der Erfolg bleibt den rührigen Maschinenbauern weiterhin treu, auch in der jetzigen schwierigen Zeit sind die Auftragsbücher voll. Ein besonderes Jubiläumsgeschenk gab es von der Wirtschaftskammer Österreich: Bezirksstellenobmann Klemens Steidl von der WKO überreichte Siegfried Seidl die WKO-Wirtschaftsmedaille in Silber.

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